Aber ich hatte dem Frieden nicht getraut. Die Wirkung des fiebersenkenden Saftes liess nach und Quirin hatte wieder erhöhte Temperatur. Normalerweise hätte ich noch nicht gleich beim Arzt angerufen, aber da am nächsten Tag Feiertag war und ich keine Lust hatte, mit einem kranken Kind vier Stunden mit gefühlten hundert anderen kranken Kindern im Wartesaal des nächstgelegenen Krankenhauses zu verbringen, ließ ich mir doch einen Termin beim Kinderarzt geben.
Die gleichen Überlegungen hatten wohl auch andere Eltern. Nach 50 Minuten im Wartezimmer - ich konnte sämtliche Viren und Bakterien förmlich herumschwirren fühlen - waren wir dran. Zumindest durften wir ins Behandlungszimmer. Als die Ärztin endlich kam, untersuchte sie Quirins Hals, Nase und Ohren und hörte auch die Lunge ab. "Das hört sich nicht gut an", sagte sie. Nach einigen weiteren Tests, stand die Diagnose fest: angehende bakterielle Lungenentzündung. Quirin machte große Augen und fragte, ob man an einer Lungenentzündung sterben könnte. Die Ärztin beruhigte ihn: "Nur wenn man nicht die richtige Medizin nimmt. Und deshalb verschreibe ich Dir jetzt ein Antibiotikum, dann bist Du bald wieder fit".
Es waren Herbstferien und ich hatte eigentlich eher Pläne für Outdoor-Aktivitäten mit den Kindern. Aber man kann sich ja auch drinnen mit Spielen, Basteln und Lesen beschäftigen, dachte ich. Muss ja.
Die Ärztin hatte extra das wohlschmeckende Antibiotikum verschrieben, doch auch das war scheinbar nicht besonders schmackhaft. Quirin war nicht besonders begeistert, den Saft zweimal am Tag für eine Woche nehmen zu müssen.
Bei der vierten Dosis fragte er mich: "Muss man eigentlich bei Lungenentzündung immer Medizin nehmen?" "Normalerweise schafft der Körper es selbst, sich gegen Krankheitserreger zu wehren. Das haben wir doch mal bei Es war ein mal das Leben - Allzeit bereit! oder Das Abwehrsystem des Körpers gesehen.
Wenn der Körper sich alleine nicht mehr gegen die Angreifer wehren kann, kommt es ein bisschen darauf an, was die Lungenentzündung ausgelöst hat. Waren es Bakterien, bekommt man als Medizin Antibiotikum, das tötet die Bakterien ab. Sind Viren schuld, gibt es gegen manche von ihnen Medikamente, aber nicht gegen alle."
"Mama, was sind Viren?", fragte mich Quirin.
"Viren sind ganz, ganz kleine Teilchen, noch kleiner als Bakterien. Man kann sie nicht sehen und es sind auch keine richtigen Lebewesen. Sie können sich nämlich nicht alleine vermehren. Wie Pflanzen, Tiere und Menschen, wollen sich auch Viren verbreiten, sonst würden sie ja irgendwann aussterben. Denn auch ein Virus lebt nicht ewig. Um neue Viren zu erschaffen, brauchen sie immer eine Zelle von einem Menschen, einem Tier oder von einer Pflanze. Deshalb dringen sie in eine Zelle zum Beispiel von Deiner Lunge ein. Sie haben Informationen, also Befehle zur Vermehrung dabei und übergeben diese an die Zelle und zwingen sie dazu, diese Befehle auszuführen. Das bedeutet, dass die Zelle dem Virus hilft, neue Viren zu machen. Und wenn dann ganz viele Viren in einer Zelle gebaut wurden, dann zerstören die Viren die Zelle, kommen raus und können neue Zellen befallen", erklärte ich.
"Sind Zähne auch aus Zellen?, fragte meine Tochter Josephia, die alles gespannt mitgehört hatte.
"Ein Teil der Zähne schon", sagte ich.
"Hatten Dinosaurier auch schon Zellen?, fragte Quirin.
"Na klar", sagte ich. "Sie hatten wie wir auch Hautzellen, Muskelzellen, Knochenzellen - und zwar ziemlich viele davon, so groß wie die waren. Es gibt aber auch Lebewesen, die bestehen aus nur einer Zelle und heissen deshalb Einzeller".
"Haben die Einzeller auch Zähne?, fragte Josephia.
"Nein, die haben keine Zähne wie wir." sagte ich.
"Und warum haben wir Zähne?, fragte sie mich.
"Na, dass wir Gummibärchen essen können!", rief Quirin und schnappte sich seine Süssigkeitentüte von Halloween.
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