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Copyright © 2016 Orell Füssli
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"Mama, was ist Strom?", fragte mich Quirin. Er lag auf der Couch in seinem Zimmer und starrte in seine Deckenlampe.
Strom, oje, Physik ist nicht gerade mein Spezialgebiet. Wo ist eigentlich in solchen Situationen mein Mann...
"Im elektrischen Strom fließen kleine Teilchen, die elektrisch geladen sind und Elektronen heissen", erklärte ich. "In Deiner Lampe da oben fliesst der Strom durch einen dünnen Glühdraht aus besonderem Material. Er wird ganz heiss, schmilzt aber nicht. Der Draht beginnt zu glühen und es entsteht ein helles Licht."
"Und wie wird Strom gemacht?", bohrte mein Sohn weiter nach.
"Es gibt verschiedene Arten, Strom zu erzeugen. Ihr lest doch so gerne das Buch "Barbapapa im Winter". Da bekommt Barbakus exotische Vögel geschenkt, denen es bei ihm zu kalt ist. Deshalb versucht Barbakus mit seiner Familie auf verschiedene Arten, Wärme und Strom zu erzeugen", erklärte ich weiter.
"Stimmt, das hat auch Oma letztes Mal vorgelesen!", sagte Quirin.
"Es gibt verschiedene Kraftwerke, die Strom erzeugen. In
Kohlekraftwerken wird Kohle verbrannt. Dabei entsteht Hitze, die wiederum Wasser erhitzt und verdampfen lässt. Der Wasserdampf treibt dann eine Turbine, eine Art Rad an. Die Drehbewegung der Turbine erzeugt in einem Generator Strom. Der Generator wandelt nämlich die mechanische Energie in elektrische, also Strom um. Allerdings entsteht bei der Verbrennung der Kohle das Treibhausgas Kohlendioxid, was für die Erde schädlich wird, wenn zu viel davon erzeugt wird. Es fördert nämlich den
Klimawandel. Hatte ich Dir schon mal erklärt. Dann wird es auf der Erde wärmer und die Gletscher oder das Eis an den Polen beginnen zu schmelzen.
Außerdem gibt es Wasserkraftwerke. Dabei dreht sich ein Wasserrad oder eine Wasserturbine durch die Kraft von fließendem Wasser. Auch hier treibt die Turbine dann einen Generator an, der Strom erzeugt.
Bei Windrädern nutzt man die Energie des Windes. Der Wind lässt die Propeller drehen und treibt letztlich wieder einen Generator an.
Und auch die Sonne liefert Energie, die über Sonnenkollektoren in elektrischen Strom oder Wärme umgewandelt werden kann.
Und es gibt noch Atomkraftwerke. Im Prinzip funktionieren die wie Kohlekraftwerke, nur dass die Hitze zum Verdampfen des Wassers nicht durch Verbrennen von Kohle entsteht, sondern durch Spaltung von Atomen."
"Was sind Atome?, fragte mich Quirin.
Ich seufzte innerlich und fragte mich, warum solche Fragen eigentlich immer kurz vor dem Schlafengehen aufkommen.
"Atome sind klitzekleine Teilchen, die man mit den Augen nicht sehen kann. Aber alles besteht aus Atomen. Wasser, Luft, Dein Bett."
Quirin hielt sich mit großen Augen seine Hand dicht vors Gesicht. "Auch meine Hand?"
"Ja, auch Deine Hand."
"Und diese Atome werden dann nochmal gespalten, obwohl sie so klein sind?"
"Ja, genau. Dabei entsteht ganz viel Energie und Hitze, die man dann zur Stromerzeugung nutzen kann. Allerdings auch für Bomben. Leider. Außerdem entsteht in Atomkraftwerken giftiger Müll. Man weiss noch nicht wohin man den entsorgen soll, damit er niemandem schadet. Und es kann auch gefährlich sein, wenn etwa durch ein Erdbeben ein Atomkraftwerk kaputt geht. Dann kann das gefährliche Gift austreten und uns krank machen. Deswegen sind Papa und ich, und auch viele andere Menschen, gegen Atomkraft, sondern für Wind- und Sonnenenergie", führte ich weiter aus.
Jetzt waren wir schon in der Energiepolitik angelangt. Dabei wollte ich eigentlich nur Gute-Nacht sagen.
Quirin war einigermaßen entsetzt und meinte: "Aber wer hat denn so was Doofes erfunden? Wenn ich Chef wäre, würde ich diese Atomkraft nicht benutzen."
"Naja, ein ganz berühmter Wissenschaftler hat zur Atomenergie viele tolle Sachen erforscht. Er hieß Albert Einstein und er wollte mit seinen Erfindungen eigentlich auch gar keine Bomben bauen oder die Menschen gefährden", sagt ich. "Aber jetzt ist mal gut mit Strom und Atom. Du musst jetzt endlich mal ins Bett und schlafen. Es ist schon wieder viel zu spät geworden."
"Ach, Mama. Das ist aber so spannend."
Endlich kuschelte sich Quirin in sein Bett. Doch dann setzte er sich wieder auf: "Und warum müssen wir eigentlich schlafen?"
"Das erklär ich Dir morgen. Und jetzt Licht aus!"